Meine Erwartungen

„Jede Erwartung ist eine Falle“, mit diesen Worten hat meine Trainerausbildung begonnen.

Dies ist nun wirklich lange her und trotzdem tappe ich ab und zu hinein. Erwartungen an andere Menschen sind dabei wohl mein größtes Thema. Ich versuche, es mal genauer zu erklären:

Ich hatte eine bestimmte Vorstellung von einer Mitarbeiterin, die sich dann anders verhielt, als ich es erwartet habe. Naja, und das Wort „anders“ beinhaltet nichts Positives, in meiner Wahrnehmung war ihre Verhalten „unverschämt“. Man entwickelt einen Menschen über Jahre, fördert ihn und setzt dann Loyalität und Dankbarkeit voraus. Erwartet es, ohne es je ausgesprochen zu haben oder es zu Ende gedacht zu haben. Aber auf einmal ist die Situation da und meine unausgesprochenen Erwartungen werden enttäuscht.

Das Ende einer Täuschung?

Wirklich?

Oder die Tatsache, dass ich manchmal als Führungskraft, Coach und Trainer die Emanzipation meines Schützlings gar nicht wahrgenommen habe. Doch sie hat stattgefunden. Wieso können solche Situationen so verletzend sein? Als Mensch denke ich, hat es was mit meinem eigenen Ego zu tun. Dem Gefühl, vom Gegenüber nicht wertgeschätzt zu werden für die Aufmerksamkeit, die man diesem Menschen geschenkt hat.

Aber ist der Gedankengang so richtig?

Oder leitet mein Ego meine Gedanken falsch?

Dankbarkeit ist eine große Tugend und eine Fähigkeit, die wichtig ist. Wenn jemand mir gegenüber keine Dankbarkeit zeigen kann, heißt es noch lange nicht, dass er es nicht ist. Wir begegnen im Leben vielen „Lehrern“, die uns ein Stück auf unserem Lebensweg begleiten.

Die Situation mit meiner Mitarbeiterin lässt mich innehalten und wahrnehmen, welchen Menschen ich in meinem Leben dankbar bin, weil sie mich eine Zeit lang als „Lehrer“ auf meine Lebensaufgabe vorbereitet haben. Ich zeige Dankbarkeit. Und ohne mein Ego ist die Situation mit meiner Mitarbeiterin ganz leicht …

Auch Mitarbeiter, die unser Herz berühren, müssen Seile kappen, um auf ihrem Lebensweg weiterzugehen, ihren Bestimmungen zu folgen und loyal zu sich selbst zu sein. Wahrscheinlich ist mein Lehrauftrag hier ganz einfach beendet.  Nicht mehr und nicht weniger.

Heute lade ich Sie ein, voller Dankbarkeit an die Menschen zu denken, die Ihre Lehrer waren, Sie geformt, gefördert und ermutigt haben, Ihren eigenen Weg zugehen.

Vergessen Sie sich selbst dabei nicht.

Und falls Sie nicht Danke sagen konnten, tun Sie es jetzt. Für Dankbarkeit ist es nie zu spät.

Melania

P.S.: „Manchmal reicht eine Kleinigkeit, um einen an der empfindlichsten Stelle im Herzen zu treffen.“ Harunki Murakami

Erwartung

Autor: Trainers Diary

Founder, Chief Executive Coach und Head of Training der Sting Consulting GmbH, einem Unternehmen, dass Verkaufs- und Managementseminare für den Einzelhandel anbietet. Studium der Betriebswirtschaft und Romanistik. 15 Jahre im filialisierten Einzelhandel unternehmerisch tätig. Trainerausbildung bei Dr. Wolfgang Merz (Psychologe und Psychotherapeut) mit Zertifikat abgeschlossen. Coaching-Ausbildung an der ZFU - International Business School mit Zertifikat abgeschlossen. Weiterbildungen in Transaktionsanalyse und anderen Disziplinen der humanistischen Psychologie u. a. bei Bert Hellinger, Fanita English und Prof. Dr. Peter Warschawski. Dozententätigkeit an der LDT (Nagold) und der ZFU - International Business School (Zürich).

Kommentar verfassen

%d